
Die Sozialdemokraten wählen die 45-Jährige einstimmig zur Bürgermeisterkandidatin
Vilsbiburg. Die Bürgermeisterkandidatin der SPD heißt Sibylle Entwistle. Bei der Aufstellungsversammlung der Partei am Donnerstag in der Kolpinggaststätte wurde die gebürtige Vilsbiburgerin einstimmig zur sozialdemokratischen Kandidatin gewählt. Mit Entwistle haben die Mitglieder eine Frau nominiert, die schon länger als Favoritin gehandelt worden war. Von Siegfried Rüdenauer Besonders charmant würdigte die Landtagsabgeordnete Ruth Müller die Kandidatin Sibylle Entwistle. Das lag womöglich ein wenig daran, dass Entwistle in ihrem Büro arbeitet. In erster Linie aber war es wohl dem Umstand geschuldet, dass die Vilsbiburger SPD mit Entwistle eine Kandidatin hat, von der sich die Genossen echte Chancen auf einen Wahlsieg im März 2020 versprechen.
Das Lob an Entwistle verband Müller mit einem Lob an ihre Entdecker, die Stadträte Theresa Bergwinkl, Manfred Billinger, Johann Sarcher und Klaus Kerscher. Heraus kam dieser Satz: „Ihr wart politische Trüffelschweine, ihr habt ein Goldstück ausgegraben !“ Am Ende gab es von Sarcher einen Blumenstrauß für Entwistle und von Müller einen roten Meterstab mit der Aufschrift „Frauenpower“. Der Meterstab war als Symbol dafür gedacht, dass Entwistle neue Maßstäbe setzen möge. Einen der Maßstäbe könnte man so formulieren: Man muss nicht erst im Stadtrat sitzen, um einmal Rathauschef werden zu können. Auch politische Quereinsteiger haben das Zeug dazu. Dass sie bislang kein politisches Amt begleitet, wertete Sibylle Entwistle denn auch nicht als Nachteil. In ihrer Bewerbungsrede machte die 45-Jährige vielmehr deutlich: „Frischer Wind von außen bringt neue Lösungsansätze, und ich kann unvoreingenommen an das Amt herangehen.“ Für den Fall eines Wahlsiegs im März kündigte Sibylle Entwistle an, das soziale Miteinander in der Stadt weiterzuentwickeln und den Wirtschaftsstandort Vilsbiburg zu stärken. Ihren Beweggrund formulierte sie so: „Die Leidenschaft für Vilsbiburg und die Menschen treibt mich an.“ Sie wolle sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen. „Menschen zusammenzubringen, ist mir wichtig. Und das kann ich.“ Vilsbiburg besitze viele vorbildliche soziale Einrichtungen für Familien, Eltern mit Kindern. Eine davon ist das Familienzentrum, das sie selbst ehrenamtlich wieder stärker belebt habe, wie der Chef der SPD-Stadtratsfraktion, Manfred Billinger, am Donnerstag sagte. Für die zweifache Mutter Entwistle ist klar: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss möglich sein.“ Und die Stadt müsse dies bestmöglich unterstützen, etwa mit Ferienbetreuungen und Kindergartenplätzen. Großen Wert lege sie auf das Ehrenamt, etwa in sozialen, kirchlichen und karitativen Einrichtungen, für Familien und im Sport. Entwistle: „Als Stadt müssen wir diesen Schatz der gegenseitigen Fürsorge pflegen und unterstützen – das wäre mir als Bürgermeisterin besonders wichtig.“ Erfahrung in der Wirtschaft Entwistle gilt als kompetent und erfahren in wirtschaftspolitischen Dingen. Die Betriebswirtin arbeitete über viele Jahre hinweg beim Möbelgroßhändler Kare-Design, unter anderem als „Product Manager Europe“. Für den Wirtschaftsstandort Vilsbiburg hat Sibylle Entwistle unter anderem diese Devise ausgegeben: „Der wirtschaftliche Erfolg beruht auf einem Mix von namhaften, international bekannten Leitbetrieben und vielen kleinen und mittleren Unternehmen.“ Wichtig sei es für Vilsbiburg natürlich, Firmen am Standort zu halten. Dazu seien regelmäßige betriebswirtschaftliche Gespräche nötig, sagte Entwistle und fügte hinzu: „Hier hilft mir mit Sicherheit meine Erfahrung als leitende Angestellte in der freien Wirtschaft.“ Neue Unternehmen müssten gewonnen werden, dazu gehörten ein aktives Flächenmanagement und proaktive Akquise. Im wohnungspolitischen Teil ihrer Ausführungen machte sie sich für bezahlbare Wohnungen stark für junge Leute, Singles, Ältere und Firmenmitarbeiter. Und: „Wir sollten den Mut haben, bei der Regierung von Niederbayern Fördergelder für Modellprojekte zu generationenübergreifenden Wohnformen zu generieren.“ Zu weiteren Themen auf der politischen Agenda der Kandidatin gehören eine attraktivere Innenstadt, Stärkung der Stadtteile und Mobilität. Entwistle machte dabei deutlich: „Alle Möglichkeiten sowohl für Benzin- und Dieselautos als auch für Elektro- und Brennstoffzellenautos müssen so gut wie möglich zur Verfügung gestellt werden.“ Vor der Kandidatenwahl hatten Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher und SPD-Stadtratsfraktionschef Manfred Billinger eine Stellenbeschreibung vorgetragen. Sarcher sprach unter anderem davon, dass ein Bürgermeister Führungsqualitäten, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit benötige. Außerdem sei ein wirtschaftlicher Hintergrund wichtig. Billinger fügte unter anderem hinzu, dass jemand an der Spitze der Stadt stehen müsse, der das Wohlergehen der Menschen in Vilsbiburg zur Chefsache erkläre und wisse, dass dazu ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt und eine aktive Kulturszene gehörten. Seine Ausführungen zum Bürgermeister-Anforderungsprofil beendete Manfred Billinger unter großem Beifall mit diesen Worten: „Ich kenne keinen Mann – weder in der SPD noch in den anderen Parteien am Ort – der das alles in sich vereint. Aber ich kenne eine Frau, die es kann: Sibylle Entwistle.“
Text: Vilsbiburger Zeitung